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Künstler: Curl up and die Album: The one above all, the end of all that is Erscheinungsjahr: 2005 Anspieltipp: An uncomfortable routine Autor: Markus Der erste Blick auf das spartanische, humoristische Züge tragende Coverartwork lässt die Vermutung aufkommen, die Amis von Curl up and die seien in der Elektro-Ecke beheimatet. Tatsächlich allerdings ist das genaue Gegenteil der Fall. Als Basis des Soundcocktails, welchen uns der amerikanische Vierer auf „The one above all, the end of all that is“ kredenzt, muss einmal mehr der momentan heiß geliebte und beinahe zum Modetrend verkommene Hardcore herhalten. Im Gegensatz zu vielen Genrekollegen allerdings schaffen es die Sickos von Curl up and die der Musikrichtung farbenprächtige neue Facetten zu verleihen, die sich in Anleihen an Bands wie Neurosis oder Cult of Luna äußern. Hierbei kreiert man allerdings im Gegensatz zu soeben erwähnten Innovatoren keine überlangen, bisweilen monumentale Züge annehmende Kompositionen, sondern erschafft Songs, welche relativ nachvollziehbar aus den Boxen tönen und sich bedeutend schneller in den Gehörgängen der Konsumenten manifestieren, als dieses bei vorgenannten Vertretern der Fall ist. Hatte man auf der im Jahre 2003 veröffentlichten EP „But the past ain’t through with us“ noch den Eindruck, die Band wolle vermehrt experimentelle Versatzstücke in ihre Tracks integrieren, so regiert auf dem neusten Output über weite Strecken die blanke Wut. Diese These lässt sich in erster Linie durch das erbarmungslos wie nie klingende Organ von Mike Minnick untermauern; aber auch die Spielzeit einiger Songs zeigt die forsche und bestimmte Ausrichtung des Albums auf. Im Falle von „Antidepressants are depressing“, „Ultra carb diet carpooling stupid fucking life“ oder „There ain’t no can’t in american“ hat es der Hörer beispielsweise mit ultraderbe daherkommenden Hardcore Attacken zu tun, die wenn überhaupt kaum länger als eine Minute andauern. In den etwas ausgedehnter angelegten Kompositionen wird diese Gewaltorgie für einige Sekunden durch melancholische Melodiebögen durchbrochen, welche den passenden Gegenpol zur ansonsten omnipräsenten Zerstörungswut der Amis bilden und zusammen mit dem bisweilen eingesetzten klagenden Sprechgesang dafür sorgen, dass „The one above all, the end of all that is“ als ideenreiche Berg- und Talfahrt düsterer Emotionen betrachtet werden kann. Obwohl ein explosiver und psychotisch angehauchter Track wie „I’m trying to fly to the moon using two magnets and a willpower“ fast durchgängig alles sich ihm in den Weg stellende unter sich begräbt, integrieren Curl up and die in der Mitte der Komposition ein sich langsam anpirschendes ruhiges Element, welches die dem Track innewohnende Resignation perfekt herausarbeitet und die kompositorische Klasse der Band unterstreicht. Passend zu dieser opulenten, von Produzent Alex Newport kongenial in Szene gesetzten Musikdarbietung wird auch auf der textlichen Ebene einiges geboten, zumal sich die Formation in den Lyrics sowohl mit Gesellschaftskritik als auch mit ihrer eigenen Psyche auseinandersetzt und dabei weit weniger offensichtlich agiert, als manche selbsternannte politisch motivierte oder pseudointellektuelle Band. Curl up and die zeigen sich auf ihrem erst 2. Full-length-Output also über jeden Zweifel erhaben und hätten mit diesem Album mit Sicherheit einen gravierenden Karrieresprung vollzogen, hätte man sich nach sieben Jahren Bandgeschichte nicht ohne die leiseste Begründung aufgelöst und den Musikzirkus damit um eine wirkliche Attraktion ärmer gemacht.
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